Energie – Projekt 1
Montagearbeiten 380-kV-Leitung Pradella – La Punt
Erwin Stauch
Leiter Projekte, Hochspannungsleitungen, St. Gallen
Die Arnold AG beschäftigt sich im Auftrag von Swissgrid zwischen 2021 und 2022 mit den Montagearbeiten zwischen Pradella und La Punt im Kanton Graubünden. Die bergige Umgebung sowie strenge Auflagen fordern eine genauste Planung sowie spezielle Arbeitsmittel und Vorgehensweisen.
Im schweizerisch-europäischen Übertragungsnetz gibt es zwischen Pradella und La Punt einen Engpass. Swissgrid schrieb deshalb 2020 ein grosses Netzausbauprojekt öffentlich aus, in welchem Arnold AG zwei von fünf Losen gewinnen konnte. Dabei handelt es sich um eines der grössten und anspruchsvollsten Projekte, welches die Geschäftseinheit Hochspannungsleitungen ausführen kann. Mit dem Netzprojekt wird die Importkapazität aus dem Norden erhöht, die Vernetzung mit dem internationalen Stromnetz (Österreich, Italien) gestärkt und der Abtransport der Energie aus der Wasserkraft im Kanton Graubünden verbessert. Dazu wird durchgehend auf einer Strecke von rund 50 Kilometern ein zweiter 380-kV-Stromkreis aufgelegt. Das Projekt dauert von 2021 bis 2022 mit Unterbrüchen im Winter und Wiedereinschaltungen im Sommer. Das Projekt stellt durch das hohe Auftragsvolumen in Kombination mit den örtlichen Voraussetzungen eine grosse Herausforderung dar. Die Baustelle befindet sich in unwegsamen und gebirgigen Geländen auf 1’600-1’800 m. ü. M, wodurch spezielle Arbeitsmittel und Vorgehensweisen gefordert sind. Die bestehenden Gittermasten, die bis zu 87 Meter hoch sind, müssen ausgewechselt, erhöht und verstärkt werden, wobei diverse Maststandorte nur mit Helikopter erreicht werden können. Deshalb wird unter anderem der grösste Helikopter der Schweiz, KAMOV, eingesetzt. Die Helikopter befliegen die Maststandorte mit den Eisen, welche auf einem Swissgrid-Installationsplatz gelagert und von der Arnold AG vormontiert werden. Durch das enorm hohe Materialvorlumen – insgesamt werden 2’300 Tonnen Masteisen demontiert und rund 5’000 Tonnen neu verbaut – ist eine gute Organisation des Installationsplatzes gefordert.
Genau wie die Demontage und Montage der Ausleger muss auch die Montage der Mastfüsse mit dem KAMOV gemacht werden, da die Stahlteile für einen kleineren Helikopter zu schwer sind. In diesem Projekt kommen zudem auch unsere neuen 9-Tonnen-Zug- und Bremsmaschinen erstmalig für den Seilzug zum Einsatz, die für solch ein grosses Projekt ideal sind. Da auf einer Grossbaustelle viel läuft, gelten besonders strenge Sicherheitsauflagen der UBB, die laufend kontrolliert werden. Es gilt auch noch weitere diverse Auflagen und Vorgaben einzuhalten, was stets die zeitgerechte Bereitstellung und Erarbeitung der nötigen Unterlagen vonseiten der Projekt- und Bauleitung erfordert. Die Auflagen in Bezug auf den Natur- und Umweltschutz beispielsweise sind ziemlich streng: Die Maschinen müssen zum einen vor dem Abladen auf der Baustelle gereinigt werden, zum anderen dürfen während der Brutzeit des Haselhuhns keine Transportflüge gemacht werden. In puncto Sicherheit gilt es unter anderem auch, mit dem Mountainbike-Boom zurechtzukommen. Die Arbeitsstellen müssen besonders gut signalisiert werden, damit es zu keinem Unfall mit den Monteuren, Maschinen und Fahrzeugen kommt. Auch die Wetterlage spielt beim Projekt eine wichtige Rolle, da die Montagearbeiten stark davon abhängig sind. Deshalb ist Arnold AG bemüht, die Arbeiten sauber zu planen und so Verzögerungen zu vermeiden, da die Aus- und Wiedereinschalttermine nicht verschoben werden können. Die erste Etappe des Projekts zwischen La Punt und Zernez verlief trotz den nicht unerheblichen Herausforderungen reibungslos und konnte planungsgemäss am 30.10.2021 abgeschlossen werden. Im März 2022 wurde die nächste Etappe von Zernez bis Pradella mit rund 25 Kilometern Freileitung gebaut. Die Arnold AG freute sich, auch diese Etappe mit genauso viel Elan und Motivation wie bisher anzugehen.
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